All-in Kooperation – vieles geht nur so. Alles andere besser.

Ein Bericht von Anke Lobmeyer


Nichtschimmerausbildung in einem Schwimmbad in Berlin. Noch ohne Maske, obwohl „die Zahlen“ schon dramatisch steigen, und unter Bedingungen, die noch nicht Krieg, aber auch kein echter Frieden sind.
Es ist Oktober 2022, die Wassertemperatur ist seit Wochen merklich abgesenkt und auch die Duschen, die anfangs noch heiß waren, sind nun nur noch lau, recht lau. 15 Mädchen, von fünf bis 13 Jahren, darunter sechs Nichtschwimmerinnen, und zwei Trainerinnen, pellen sich aus ihren Klamotten und verstauen sie überall und in den Schränken. Es ist laut und fröhlich. Auch die Kleinsten haben schon gelernt, je schneller sie sind, umso mehr Zeit bleibt uns im Wasser. Wer muss noch mal pullern? Eine Ortkundigen macht sich mit den Neueren auf den Weg.

Heute ist das Personal mal wieder knapp. Doch wir kriegen das hin, weil kein Kind querschießt und jede weiß, was sie zu tun hat. Alle haben nach einem langen Tag in der Schule, der Kita am späten Nachmittag noch die Kraft dafür, waren pünktlich und keine braucht extra Zeit und Aufmerksamkeit.

Während ich die Kinder wieder einsammle, in die Halle bringe, holt meine Kollegin den Materialwagen mit den Schwimmhilfen, Haargummis etc. Heute läuft es. Offenbar auch bei den Jungs, die kurz nach uns in der Halle eintreffen. Aufwärmgymnastik, dann springen die Kinder mit Freude ins Wasser. Wer friert, bewegt sich zu wenig. Sie wollen schwimmen oder es lernen. Sie haben mitbekommen, dass sie lange auf den Platz warten mussten und Mama vermutlich recht froh war, als sie ihn ergattert hatte. Den zwei größten Jungs, unter unseren Anfänger*innen, übrig geblieben vom letzten Kurs, ist es endlich zu doof zwischen den Kleinen zu sein. Gemeinsam trauen sie sich weg vom Beckenrand und werfen mutig kontrolliert ihre Schwimmhilfen ab. Ein Mädchen sagt die Baderegeln auf und schafft ihr Seepferdchen. Zwei andere Kinder nehmen den laminierten Zettel noch mal mit heim. Alle gehen tauchen – einige rutschen.

Wichtig ist, alle hatten mal das Gesicht unter Wasser. Und der, der am wortreichsten erklären kann, warum er nun gerade nicht tauchen kann, holt dann doch stolz den grünen Ring vom Boden.
Einer geht dann doch noch die Kraft aus, Tränen fließen ohne erkennbaren Grund. Aber das kann die Freude der anderen, bei der Übergabe des Seepferdchenabzeichens, nicht trüben und auf dem Weg in die Umkleide versiegen die Tränen auch. In der Kabine ist schon die nächste Gruppe. Doch alle Schlüppis tauchen in Anbetracht des herrschenden Chaos erstaunlich schnell auf. Kein Schuh geht verloren. Im Zweifel suchen alle.

Ich selbst verlassen nach drei Stunden Training alleine die Umkleide. Nur zwei einsame Haarklammern sind liegen geblieben. Sonst sieht es aus, als wäre hier nichts passiert. Dabei war es großartig und die Kinder beeindrucken mich, mit ihrem Zusammenspiel, das es ihnen und mir ermöglicht, ins Wasser zu kommen. All in – Kooperation. Vieles geht nur so. Alles andere besser.
Anke Lobmeyer