Ein Bericht von Jörg
Für jeden von uns ist das Becken die natürliche Umgebung und der Bereich, in dem wir uns gerne und oft aufhalten. Für einige, (noch) wenige, kommt noch das Freiwasser dazu. Es sind Flüsse, Seen oder auch Meeresbuchten in denen diese Schwimmenthusiasten anzutreffen sind. Kaum vorstellbar, aber ganz ohne Kacheln an den Wänden…
Letztendlich ist aber für jeden von uns das Wasser unser Element, in dem wir alle uns aufhalten wollen und in dem wir trainieren und aus dem wir oft genug körperlich völlig kaputt und trotzdem überglücklich steigen, motzend, meckernd und zufrieden.
Aber halt, es gibt noch ein Territorium, in dem einige von uns anzutreffen sind: der Beckenrand.
Hier herrschen andere Gegebenheiten, hier kann man nicht konsumieren, hier wird auch kaum eine körperliche Erschöpfung erreicht (nur eine geistige…). Am Beckenrand muss man Schwimmende anleiten, ihnen Vorgaben geben und das auch oft wiederholen. Schwimmende haben anscheinend alle Wasser in den Ohren, Badekappen auf und sind abgelenkt. Und es gibt dort anscheinend auch ein anderes Sprachverständnis. Denn was ist an der Ansage „50m Hauptlage“ unverständlich? Und doch fragen Schwimmende dreimal nach… Aber egal, die Freuden und Vorteile am Beckenrand sind anders gelagert. So schauen z.B. alle zu einem auf 😉
Und nachdem man verstanden wurde und die üblichen Kommentare erfolgten, wird darauf gehört, was man sagt. Das ist doch schon mal was…
Es ist auch eine grosse Freude zu sehen, wie das Training die Schwimmenden verändert, sie schneller, ausdauernder, kraftvoller und/oder ästheticher schwimmen. Und ganz besondere Freude bereitet es, wenn die Schwimmenden selbst den Erfolg bemerken und sich über sich freuen. Und das ist auch noch völlig unabhängig vom Alter: ein 80+ Schwimmender kann sich genauso freuen wie ein 8-jähriger und das ist wirklich toll.
Jeder von uns weiss nun, wie man in ein Becken oder in das Freiwasser kommt. Schließlich schwimmen wir ja 😉 Aber wie kommt man an den Beckenrand? Eigentlich ganz einfach: man geht zum Becken und steigt nicht hinein!
Scherz beiseite…
Es gibt nur wenige Voraussetzungen, die erfüllt werden sollten oder müssen. Eine ist eine absolute Muss-Voraussetzung:
* das Rettungsschwimmabzeichen in Silber
Und hier kommt auch die erste Einschränkung: das geht erst mit Erreichen des Mindestalters von 14 Jahren.
Wie auch immer, als Rettungsschwimmer darf man am Beckenrand als Aufsicht stehen und erfüllt dann die Forderung der BBB für jedes Training (bei jedem Training muss eine Aufsicht vorhanden sein). Nebenbei, die Kosten für das Rettungsschwimmabzeichen trägt der Verein 🙂
Aber das ist natürlich nur das halbe Vergnügen… Man steht am Beckenrand und passt auf Schwimmende auf, die alle sehr gut schwimmen können, erfüllt einen Formalismus, nichts sonst. Die andere Hälfte, das eigentliche Training leiten, Schwimmende anleiten oder quälen (eine Frage der Perspektive ;-), die kommt nach dem Absolvieren einer weiteren Weiterbildung: einem Seminar „Ausbildung zum Trainerassistent(in)“.
Die ganze zweite Hälfte? Na ja, nicht so ganz… Bei der Ausbildung zur Trainerassistentin bzw. zum Trainerassistent bekommt man einen Überblick über die wichtigsten Bereiche eines Trainings, lernt Schwimmfehler zu erkennen, bekommt ein paar Werkzeuge zur Fehlerkorrektur, Ideen zur Schwimmausbildung usw. Aber man braucht noch entweder sehr viel eigene Erfahrung oder (besser noch) eine erfahrene Trainerin oder einen erfahrenen Trainer, wo man als Assistent „in die Lehre geht“.
Aber das wissen die Schwimmenden im Becken ja nicht und so hat man erstmal alle Vorteile 🙂
Außerdem benötigt man die Ausbildung zum Trainerassistenten, um eine Lizenz als Trainer erwerben zu können. Dieser Schritt kann nur der erste sein, kann aber auch für einen selbst ausreichen. Das muss man selbst entscheiden.
Der Aufwand hält sich in Grenzen: die Ausbildung zum Trainerassistent(in) umfasst 30 Lerneinheiten á 45 Minuten verteilt auf mehrere Tage. Die Beschreibung der Lerninhalte liest sich wie folgt:
„Grundkenntnisse des Aufbaus und der Organisationsstruktur von Vereinen und Verbänden, Aufbau einer Übungsstunde, Sicherheitsaspekte im Sport, Ermittlung von Grundkenntnissen über sportliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, Vermittlung von Inhalten vom Anfängerschwimmen über Wassergewöhnung und Wasserbewältigung zum sportlichen Schwimmen, Aufgaben in Vereinen und Mithilfe bei der Leitung von Sportgruppen, Sport, Spiel und Bewegung kennen lernen und erproben, die Fähigkeit, gruppendynamische Prozesse wahrzunehmen und angemessen reagieren zu können, Kinderschutz, Dopingprävention“
Die Seminare finden üblicherweise pro Quartal statt, die Kosten werden i.A. vom Verein übernommen. Für das Jahr 2022 sind 4 Seminare schon geplant und es werden bereits Anmeldungen entgegengenommen.
Vielleicht konnte ich ja einzelnen diese Weiterbildung schmackhaft machen…
Vielleicht möchten einzelne auch nur endlich besser verstehen, wieso die Trainingspläne so aufgebaut sind, wie sie es sind…
Vielleicht möchte aber jemand auch Methoden kennenlernen, um seinen eigenen Schwimmstil zu verbessern…
Das alles und noch viel mehr kann man erreichen, wenn man sich mit Sabine und Angela in Verbindung setzt und darüber informiert, dass man sich für eine solche Weiterbildung interessiert!
Also mir hatte die Ausbildung sehr viel Spaß gemacht und die Arbeit am Beckenrand macht noch mal mehr Spaß!
Jörg
vom Beckenrand