Ein Bericht von Angi
Die Freiwassersaison 2021 ist eröffnet. Nach einem etwas eingeschränkten Jahr 2020 wollen Tobias und ich in diesem Jahr wieder voll durchstarten.
Unser erstes Event war die Bodenseequerung am 19. Juni. Unsere Vorbereitungen dazu starteten Ende April im 13°C kalten Plötzensee. Zu der Zeit noch im Vollneo und doppelten Satz an Badekappen, stürzten wir uns in die heimischen Fluten. Ab 15°C Wassertemperatur war Tobias der Erste, der komplett ohne Neo schwamm. Ich war dieses Jahr die Mimose und so wurde mein Neo erst von Monat zu Monat kürzer.
Am Anfang hielten wir es nur 15 bis 20 Minuten im See aus. Wenn man endlich bis zum Bauch im Wasser war, stellte man sich jedoch jedes Mal erneut die Fragen: „Warum tue ich mir das an? Wessen Idee war das? Warum ist es so kalt?“
Da die Freibäder noch geschlossen waren, blieb uns für die Vorbereitung nur der See. Und da uns auch die Natur in diesem Jahr nicht gerade frühzeitig mit viel Sonne bescherte, blieben auch die Wassertemperaturen gefühlt knapp über dem Gefrierpunkt.
Weshalb wir auch den gesamten Mai über froren. Ab Juni kam dann endlich die eine oder andere warme Trainingseinheit dazu. Wenn man bedenkt, dass wir die letzten Jahre den gesamten Winter über im Becken trainiert und so unsere Kondition behalten haben, mussten wir im Frühling nach fast 6 Monaten Pause wieder bei null anfangen. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass das Schwimmen im See bei solchen Temperaturen nicht mit dem Training im Becken zu vergleichen ist: Einerseits ist die Dauer des Schwimmens automatisch durch das Auskühlen des Körpers begrenzt, andererseits hat man beim Schwimmen mit Neo nur minimales Wassergefühl.
Dennoch konnte uns nichts davon abhalten, endlich wieder zu schwimmen!
Unsere Planung für die verschiedenen Veranstaltungen mussten wir bereits Anfang des Jahres starten. Auch wenn man noch nicht wusste, ob das Event überhaupt stattfinden würde, gab es bei vielen Veranstaltungen nur ein kleines Zeitfenster, in dem man die Chance auf einen Startplatz hatte. Einige Freiwasserwettkämpfe, zu denen wir uns 2020 angemeldet haben, mussten Corona bedingt ausfallen und der Startplatz wurde automatisch auf 2021 übertragen. Diese Termine wurden von uns berücksichtigt und so bastelten wir einmal mehr unsere Wochenendplanungen um die bereits gesetzten Wettkämpfe herum.
Die Bodenseequerung stand dieses Jahr zum ersten Mal auf unserer Liste der Freiwasserwettkämpfe. Mir war bei der Buchung noch nicht bewusst, dass unser erster Wettkampf gleichzeitig unser längster werden würde. Sowohl von der Fahrzeit, als auch von der zurückzulegenden Strecke im Wasser.
Der beste Reiseplaner der Welt (Tobias, Anm. d. Red.) organisierte unsere Fahrt mit der Bahn an den Bodensee und somit schien alles perfekt. Mehrfach erhielten wir vom Veranstalter eine Mail. Dabei ging es meistens um die Strecke, denn geplant war eigentlich von Meersburg nach Konstanz zu schwimmen. Ende Mai dann die freudige Mitteilung: Der Wettkampf sollte stattfinden! Juhuuu! Die Strecke blieb gleich, aber von Konstanz nach Meersburg – Okay!
Und die Startzeiten wurden vorverlegt – Och nö!!
Wenn man bedenkt, dass aus einem geplanten Start um 7:30 Uhr ein Start um 6 Uhr wird, dann schluckt man schon einmal. Schließlich muss man in der Früh auch vom Hotel zum Start kommen. Aber auch da hatte der beste Reiseplaner der Welt eine zündende Idee. Wir fuhren mit Mieträdern zum Sammelpunkt. Warum auch nicht? Ankommen hieß die Devise.
Durch ein gewisses Bahnchaos in Form von ausfallenden Züge und Verspätungen, verlängerte sich unsere Anreise am Freitag um einige Stunden. Nach fast 11 Stunden im (zum Glück) klimatisierten Zug, waren wir froh in Konstanz anzukommen. Einchecken im Hotel, einkaufen für den nächsten Tag und noch ein wenig die Beine vertreten. Dann hieß es ab ins Bett, schließlich sollte der Wecker schon um 3:30 Uhr klingeln. Ja, richtig gelesen. Um 3:30 Uhr. Duschen, etwas frühstücken, in die Wettkampfschale schmeißen, Fußweg zu den Drahteseln und ab zur Registrierung. Noch im Dunkeln fuhren wir am Rhein entlang und konnten vor Ort einen wunderschönen Sonnenaufgang bewundern, der uns ein wenig für das frühe Aufstehen entschädigte.
Der Start verzögerte sich doch noch ein wenig, da sich zwei Fernsehteams angemeldet hatten. Einerseits drehte die Vorabendserie der ARD für WaPo Bodensee und andererseits war Sat.1 für eine Dokumentation über die Rettungsschwimmer der DLRG vor Ort. Wir sind gespannt, ob wir uns irgendwann im Fernsehen wiederfinden.
Um 6:25 liefen wir nach dem Startschuss ins gut temperierte Wasser und freuten uns über einen spiegelglatten See mit sehr sauberem Wasser. Die Richtungsangaben waren leider sehr vage. Richtung Sonne zu den vier Bäumen am Horizont. Nach ca. 2 km sollte man zu den zwei weißen Fahnen am anderen Ufer schwimmen. Bis man die Fahnen erkennen konnte, standen schon mindestens 4 km auf der Uhr. Da mit uns 180 andere Schwimmwütige im Wasser waren, konnte man den vorausschwimmenden Bojen folgen. Jeder Teilnehmer war hier verpflichtet, eine Boje mit sich zu führen. Wenn die Spitze sich verschwamm, dann auch die Nachzügler.
Als endlich das Ziel in Sicht kam, konnte man auch das schwarze Zieltor erkennen. Nach über 5 km stolpert man dann ein wenig die schräge Rampe zur Zeitmessmatte hoch. Als ich das erlösende Piepen des Transponders beim Überschreiten gehört habe, kam ganz schnell die Erleichterung es geschafft zu haben. Und dann der Stolz! Auch wenn viele vor einem durch Ziel gekommen sind, so kamen nach uns noch lange weitere Schwimmer ins Ziel.
Tobias erreichte in 1:52,38 in der Sportklasse M Ü40 ohne Neo den 2. Platz
Ich konnte in meiner Altersklasse AK W 50-59 den 3. Platz in 1:46,25 erringen.
Wir freuten uns über das gelungene Erlebnis, berichteten uns gegenseitig, wie es war und wunderten uns, dass die Zeit scheinbar so schnell vergangen ist. Raus aus den Schwimmklamotten, noch ein paar Erinnerungsfotos geschossen, eine Brause mit auf den Weg und schon ging es zu Fuß zur Fähre, um von Meersburg wieder nach Konstanz zu gelangen. Schließlich hatten wir zu 10 Uhr unser Frühstück im Hotel gebucht. In Konstanz rauf auf ein Leihrad, gefühlte 40% Steigung erklommen und dann essen. Wir ließen es uns schmecken und holten im Anschluss ein wenig Schlaf nach.
Später erkundeten wir frisch gestärkt die Altstadt von Konstanz. Da die Temperaturen tropisch waren, sprang Tobias noch in den Rhein und absolvierte ein leichtes Training im Gegenstrom. Meine nächste Wasserberührung beschränkte sich auf das gefühlt 27. Mal duschen im Hotel.
Am nächsten Morgen machten wir uns nach einem gemütlichen Frühstück auf unsere Rückreiseodyssee mit der DB. Diesmal waren es nur neun Stunden Fahrt. Auch wenn die Anreise beschwerlich war, so hatten wir doch sehr viel Spaß und können den Bodensee für einen Freiwasserwettkampf nur empfehlen.
Nun haben wir fünf Tage, dann geht es schon zum nächsten Schwimmen. Diesmal nach Prerow, um die Ministrecke von 2,1 km durch die Ostsee zu bewältigen.
Angi
Bilder: Privat | BODENSEE-OPENWATER