Chiemsee Querung 2021

Ein Bericht von Tobias

Unser letzter Freiwasserwettkampf……

..in diesem Sommer stand vor der Tür. Die letzten Wochenenden waren wir in der Republik unterwegs um an verschiedenen Veranstaltungen teilzunehmen. Wenn man sich nur ein oder zwei Monate des Jahres anschaut würde man glauben wir machen nichts anderes, dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass sich Freiwasserveranstaltungen nur auf die Sommermonate konzentrieren. Danach ist Schluss und wir warten wieder neun Monate auf die nächste Saison. Unser Abschluss in diesem Jahr sollte gemeinsam mit Freunden aus einem anderen Verein im Chiemsee stattfinden: Einmal quer, von der Fraueninsel zum Strandbad Übersee mit einer Distanz von 4.5km.

Mit dem Wetter hatten wir während der letzten Wochenenden nicht so viel Glück gehabt. Es war kalt, es hat viel geregnet und der Wind tat sein Übriges. Wenn man sich dann in der 14°C kalten Ostsee bei Windstärke sechs durch die Wellen kämpft, fragt man sich ob dieser Sport eigentlich die richtige Wahl ist aber um ehrlich zu sein, bei schönem Wetter schwimmen kann ja jeder. Aber egal wie das Wetter bisher auch war, in einem Punkt hatten wir bisher immer Glück: die Neoprenpflicht. Beide (Angi und ich) sind keine großen Freunde vom Neoprenanzug und schwimmen lieber in dem klassischen Badeanzug oder in meinem Fall, der Badehose. Für die kalte Jahreszeit sind wir allerdings ausgestattet, Angi mit einem Profianzug und ich mit dem günstigsten verfügbaren Modell einer großen Sportladenkette der in seiner Kurzversion noch nicht einmal zum Schwimmen gedacht ist, sondern eher für Surfer.

Zu jedem Wettkampf gibt es eine Ausschreibung in der die Regeln für den Wettkampf bekanntgegeben werden. Eine Regel für das Chiemseeschwimmen lautet: Bei einer Wassertemperatur von 18Grad und niedriger besteht die Pflicht zum Tragen eines Neoprenanzuges. Nun waren die letzten Wochen kalt, das Wasser für den Chiemsee kommt aus den Bergen und ständige Google Recherchen in den Tagen zuvor ergaben einen Wert für den See von 13.5 bis 16°C. Wir nahmen also unsere Neopren mit und hofften das Beste.

Während unserer Fahrt am Freitag in den Süden bekamen wir einen Zwischenstand vom Veranstalter per Email. Die Wassertemperatur betrug aktuell 16.5°C und man ging zu 90% davon aus, die Neoprenpflicht am Wettkampfsonntag durchsetzen zu müssen. Dann wurde es warm. Wir erlebten während der Fahrt die Rückkehr der Sonne und unser Kleinbus begann bereits damit sich umzuziehen. Die langen Hosen wurden gegen die kurzen getauscht und ich hoffte einfach nur auf die Saharahitze. Den Anblick der ganzen Profi Triathleten und ich dagegen (im Neoprenschwimmen untrainiert) im 12€ Modell, das wollte doch keiner erleben. Aber, die Sonne hielt an und so konnten wir am Freitagabend nach der Ankunft direkt das erste Mal in den Chiemsee springen. Unserer Meinung nach war er kühl wenn man sich nicht bewegt aber man würde es aushalten.

Den Samstag starteten wir ganz gemütlich mit einem Frühstück in unserem Hotel. Die eine Hälfte unserer Gruppe machte einen Tagesausflug nach Salzburg, Angi und ich beschlossen uns wieder ein Fahrrad zu mieten und bei bestem Wetter auf Entdeckungstour zu gehen. Es gibt genügend Seilbahnen in der Umgebung, wir suchten uns eine in Österreich heraus und machten uns auf den Weg. Das Ziel war die Bergbahn in Kössen mit einem kurzen Halt am Entenlochklamm. Und ab ging die wilde Fahrt. Als Berliner Radfahrer glaubt man, das schlimmste was es gibt ist die Böhsebrücke zwischen dem Wedding und dem Prenzlauer Berg. Wir können Euch sagen: Das Chiemseeer Alpenland ist schlimmer! Der Ausblick entschädigt ein wenig die vorherigen Anstrengungen aber man muss ja auch wieder zurück. Wir entschieden uns für eine andere Strecke die durch „Reit am Winkel“ ging auch weil Google sagte dass diese Strecke „überwiegend flach“ verlaufen sollte. Na klar sahen wir die Berge vor uns, aber vielleicht kannte Google eine Abkürzung oder einen geheimen Weg! Wir lernen daraus: Egal was euch Google sagt, wenn ihr mit dem Rad unterwegs seid, bleibt skeptisch! Die Beine waren nach der Tour jedenfalls trainiert, wir haben viel Sonne genossen und fuhren gleich durch zur Ausgabe der Startunterlagen. Und was dann passierte war grandios, die Pflicht zum Tragen eines Neoprenanzuges wurde aufgehoben da der See bereits 19°C erreicht hatte. Die einzige Bedingung die an nicht-Neoprenschwimmer gestellt wurde war mit einer aufgeblasenen Boje zu schwimmen. Nun konnte der Wettkampfsonntag kommen.

Den Sonntag starteten wir wieder mit einem Frühstück im Hotel und machten uns danach auf den Weg zum Strandbad. Von dort wurden wir mit einem Schiff auf die Fraueninsel übergesetzt und nun wurde es Zeit sich auf den Start vorzubereiten. Für alle anderen bedeutet dass sich mit Vaseline einzucremen und sich den Neoprenanzug anzuziehen. Für uns einfach nur Klamotten aus, Badesachen waren drunter, Kleiderbeutel abgeben und noch nen Stück Schokolade für den Weg. Wir waren also bereit. Im letzten Jahr fand der Start aus dem Wasser in Wellen mit jeweils ca. 30 Personen statt. In diesem Jahr wurde daraus wieder ein Massenstart. Angi und ich suchten uns im Anschluss einen Weg ins Wasser, wünschten uns viel Glück kombiniert mit Spaß und warteten auf das Startsignal.

Wir sind keine großen Freunde von Massenstarts da wir in der Regel das Glück haben, von Brustschwimmern umzingelt zu sein die gerne kraftvoll ihre Beine einsetzen. Das blieb uns alles erspart und die Querung mit bestem Alpenpanorama begann. Die Teilnehmer verteilten sich relativ schnell so dass man nur noch einzelne Schwimmer um sich heute. Ab jetzt war man mit seinen Gedanken allein. Über was denkt man dann nach? Zum Beispiel: Wo ist die nächste Boje? Wie kann ich meinen Armzug noch verbessern um mit der eingesetzten Kraft den maximalen Schub zu erreichen? Beine nicht vergessen! Und zwischendurch die Berge bestaunen und sich über das saubere Wasser freuen.

Bei den ersten gemeinsamen Veranstaltungen haben wir es immer geschafft, einen Teil der Strecke gemeinsam zu schwimmen. Angi vorne weg, ich links daneben auf halber Höhe. Da ich in der Regel nach rechts atme, konnte ich so alles und damit auch uns im Blick behalten. Angi war dabei für das Schwimmen in die richtige Richtung zuständig. Irgendwann kam es allerdings nicht mehr dazu. Egal ob es versetzte Starts waren, unterschiedliche Distanzen oder einfach die Menge an Menschen, wir schwammen jeder für sich. Während wir nun durch den Chiemsee unterwegs waren, tauchte auf meiner linken Seite hinter mir jemand auf. Ziemlich dicht so dass ich versuchte mit schneller schwimmen den Anhang loszuwerden. Irgendwann erkannte ich aber den Badeanzug (waren ja nicht so viele Teilnehmer ohne Neo) und wusste, sie ist es. Schwupp, die Seite gewechselt und schon waren wir wieder wie in alten Zeiten unterwegs. Abwechselnd das Tempo bestimmend so dass sich der andere jeweils mitziehen lassen kann. Das klappte hervorragend bis ich einen Kilometer vor dem Ziel Probleme mit Krämpfen in den Füßen und Waden bekam. Vielleicht war das Wasser doch zu kalt oder die Magnesiumration zu klein, Angi schwamm davon. Sie erreicht das Ziel mit einer Zeit von 1:31,22 und ich folgte ihr ins Ziel mit 1:32,00. Das Chiemseeschwimmen war geschafft, der Sommer damit vorbei.

Gleich im Anschluss starteten wir den Rückweg. Allerdings nicht direkt nach Berlin sondern unser kleiner Reisebus legte einen Stopp in Amberg ein. Eine Stadt in der Nähe von Nürnberg. Dort übernachteten wir in einem alten Gefängnis dass zu einem Hotel umgebaut wurde (sehr empfehlenswert!). Den Abend ließen wir dort mit bayrischen Spezialitäten und Bier ausklingen bevor es am Montag wieder zurück nach Berlin ging.

Ihr habt uns nun durch die Berichte den gesamten Freiwassersommer begleitet. Wenn ihr auch mal Lust auf einen Freiwasserwettkampf habt oder es einfach nur mal in der „Plötze“ ausprobieren wollt, sprecht uns gerne an! Wir sind zwar keine Profis aber können euch zumindest gute Tipps geben welcher Wettkampf mit welcher Distanz sich zum Ausprobieren eignen würden.

Euer Tobias