Chiemsee Querung 2020

Ein Bericht von Angi

Mit einer 9-köpfigen Truppe ging es am 4. September in zwei Kleinbussen mit viel Spaß Richtung Bayern zu unserem leider letzten Freiwasserwettkampf im Corona Jahr.

Am Freitagvormittag fuhr der erste Bus, am Mittag der zweite. Beide mit der Maßgabe, sich irgendwann am Tag irgendwo auf dem Weg zu treffen. Aus dem gemeinsamen Kaffee wurde dank der vielzähligen Staus zwar nichts, aber zumindest gelangten wir gemeinsam ans Ziel. So konnten wir bei bestem Wetter alle zusammen den Abend am See genießen und uns schon ein wenig Einschwimmen. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, wenn du bei Sonnenuntergang in einem klaren See schwimmst mit Blick auf die Berge. Einfach wunderschön!

Der eine oder andere ist am nächsten Tag früher erwacht und konnte den Sonnenaufgang und den Morgennebel in den Bergen bestaunen und legte noch eine kleine Laufstrecke vor dem Frühstück zurück. Zum See waren es nur 3 km und so war es ein schönes Ziel um morgens wach zu werden.
Hätte ich gewusst, was uns an dem Tag noch erwartet, hätte ich vielleicht auch auf den Lauf verzichtet. Aber da ich zum Glück nicht in die Zukunft schauen kann, begann mein Tag zu Fuß.

Beim gemeinsamen Frühstück wurden Pläne geschmiedet, wie wir den Tag vor dem Wettkampf verbringen wollten. Wir teilten uns in drei Gruppen. Die einen relaxten am See, die anderen fuhren nach Salzburg und wir liehen uns im Ort Fahrräder aus und verbrachten den Tag sportlich. Frohen Mutes fuhren wir laut Google Maps eine entspannte Strecke durch Wald und Feld. Leider versperrte uns nach nur wenigen Kilometern die Justizvollzugsanstalt Bernau den Weg. Guter Rat war teuer und nach einer kleinen Irrfahrt durch den Wald entschieden wir uns querfeldein zu fahren. Das war am Anfang auch wirklich schön…. dann kamen wir an einen breiten Graben.
Da Aufgeben keine Option war, gab es nur Augen zu und durch. Einer sprang rüber, dann alle Räder und dann die restlichen Radler. Spaß hatten wir dabei und so war es danach auch nicht schlimm noch ein wenig über Stoppelfelder zu eiern. Zurück auf dem gut ausgebauten Radweg ging es mit Musik weiter Richtung Aschau zur Kampenwandseilbahn. Im Nachhinein gebe ich zu, etwas sehr blauäugig gewesen zu sein in der Annahme, wenn man in Bayern in der Nähe der Berge unterwegs ist, dass dort die Wege ohne Steigung verlaufen. Weit gefehlt. Wir fluchten, wenn der Anstieg mal wieder kein Ende nehmen wollte. Besonders entmutigend ist es, wenn du, verdeckt durch Bäume an eine Kurve kommst und hoffst, danach wird es wieder flach, doch dann ist es steiler als zuvor.

Irgendwie schafften wir es dennoch und als endlich die Talstation in Sicht kam, waren wir alle erleichtert. Schnell die Räder abgestellt und rein in die Gondel. Das war schon ein kolossales Erlebnis, so in einer kleinen Gondel im Wind hin- und her zupendeln, an den steilen Felswänden entlang. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, waren wir mehr als erleichtert. Zu Fuß ging es weiter zum Gipfelkreuz. Uns bot sich ein bezaubernder Blick über den Chiemsee mit seinen Inseln, eingebettet in die Berge. Nach einer kleinen Brotzeit ging es mit der Seilbahn wieder abwärts. Wir schwangen uns ausgeruht auf unsere Drahtesel und genossen den Heimweg. Diesmal ging es überwiegend bergab und so rollten wir schnell und entspannt unserem Ziel entgegen. Nachdem wir die Räder wieder am Verleih abgestellt haben, trafen wir uns mit allen am See und holten unsere Startunterlagen und vorbestellten Shirts ab. Wir warfen noch einen Blicke auf die Strecke und den Zielbereich für den nächsten Tag, dann ließen wir den Tag relaxt bei einem Teller Nudeln ausklingen.

Wettkampftag

Sonntag begann wie gewohnt mit einem gemütlichen Frühstück. Danach machten wir uns teilweise sehr aufgeregt auf den Weg zum Start. Wir bekamen eine kurze Einweisung, wie wir uns beim Betreten des Schiffes und später im Startbereich auf der Fraueninsel zu verhalten haben. Die Anzahl der Sportler war im Vorfeld streng limitiert. Wir wurden nach Eingang der Meldung und Zielzeit in Startgruppen eingeteilt. Jede Startgruppe hatte eine andere Badekappenfarbe. Wir setzten mit der Fähre über und begaben uns in unsere Gruppe. Durch einem strengen Zeitplan wurden wir zum Start und ins Wasser gebeten. Nach dem Aufruf überschritten wir die Startmatte. So wurde erfasst, welcher Schwimmer wirklich am Start war und am Ende auch wieder rauskommen musste.

Der Startschuss erfolgte pünktlich zwei Minuten nach Aufruf. Tobias und ich waren von 220 Sportlern mit ca. acht anderen die einzigen ohne Neo. Die Wassertemperatur lag bei 18 Grad und somit war das Tragen eines Neos keine Pflicht. Wir bewegen uns lieber ohne durchs Wasser. Das ist allerdings nur geübteren Freiwasserschwimmern zu raten. Der Körper kühlt bei einer Strecke von 4.5 Kilometern enorm aus und man muss die Signale erkennen, damit man nicht von Krämpfen übermannt wird. Zudem sollte einem bewusst sein, dass man weit über eine Stunde in kaltem Wasser unterwegs ist.
Ein Tipp für Interessierte und Neueinsteiger: Sucht euch für eure Premiere einen kleinen und kürzeren Wettkampf aus, der im Hochsommer stattfindet. Dann habt ihr gute Chancen und auf jeden Fall mehr Spaß, da das Wasser relativ warm ist und die Temperaturen außerhalb ebenfalls.

Ich fand es übrigens besonders schön auf der einen Seite immer den freien Blick auf den See mit seinen Booten zu haben und beim Atmen auf der anderen Seite die gewaltigen Berge zu bestaunen.
Andere fanden jedoch die Wellen zu hoch und die Strömung zu stark. Aber so ist halt das Freiwasserschwimmen, man weiß nie, was einen erwartet. Algen, Tiere, Wellen, Strömung, Quallen… alles schon erlebt.

Das Teilnehmerfeld war extrem stark besetzt und Schwimmer mit Neo sind weit schneller als die ohne. So konnten wir uns nicht unter den vorderen Plätzen wiederfinden. Aber es hat uns so viel Spaß gemacht, dass wir uns in der Zwischenzeit bereits für die Chiemsee Querung 2021 angemeldet haben.

Nach einem ausgiebigen Abendessen in unserer Unterkunft fielen wir ziemlich schnell und müde in unsere Betten. Unsere Abreise direkt im Anschluss an das Frühstück geplant. So waren wir verhältnismäßig staufrei am Montag wieder in Berlin.

Angi