Wismarbucht-Schwimmen 2021

Ein Bericht von Angi

Direkt nach dem Norderstedter Langstrecken-Schwimmen fuhren wir weiter zum Wismarbucht-Schwimmen. Unterwegs war das Wetter alles andere als gut und durch die späten Starts im Stadtpark war der Tag auch schon weit fortgeschritten. So ging es gleich ins Hotel und wir verzichteten auf einen Stadtspaziergang im Regen.

Für den nächsten Morgen war ab 8:45 Uhr die Anmeldung geöffnet zur Herausgabe der Startunterlagen. Da wir aus Erfahrung wissen, dass der einzige Parkplatz schnell gefüllt ist, waren wir überpünktlich. Ein leichter Nieselregen hielt unsere Begeisterung in Grenzen. Wir bekamen unsere Transponder und diesmal auch sofort unser Veranstaltungsshirt. Bis zur feierlichen Eröffnung der Veranstaltung durch den Bürgermeister, verkrochen wir uns Wind- und Regengeschützt in einen Strandkorb. Aufgrund der Witterungsverhältnisse, Windstärke 6 und Wellen bis 80 cm Höhe, wurde vom ursprünglichen Kurs, von der Insel Poel 3.5 km zurück nach Hohen Wieschendorf, Abstand genommen. Stattdessen sollten wir gute 3 km von Zierow zurückschwimmen.

Es warteten schon drei Busse auf uns, die uns warm und sicher zum Start brachten. Leider mussten wir dann alle unsere Sachen im fahrbaren Untersatz lassen und nur in Badehose und -anzug zum Strand laufen. Bei diesem Wettkampf gab es vom Veranstalter sogar ein Neopren Verbot. Also hieß es Augen zu und durch. Begleitet von Wind und Regen liefen wir wenig motiviert über den Sand. Die ersten 5-6m im Wasser waren kniehoch voll mit Algen. Das kostete uns schon etwas mehr Überwindung als sonst. Das Wasser hatte erfrischende 14°C und wir liefen erst einmal zur nächsten Sandbank. Nach dem Startsignal kam kurz die Überlegung auf, vielleicht doch wieder zum Strand zurück zu laufen und sich in den warmen Bus zu setzen. Aber einmal im Wasser, mussten wir da durch. Erst einmal von Sandbank zu Sandbank und als die Wellen dann über unseren Köpfen zusammenschlugen, sprangen wir motiviert in die Ostsee.

Es war schon eine besondere Herausforderung, sich dem Element Wasser bei dieser Windstärke und dem hohen Wellengang zu stellen. Bis zur Boje 1 überlegte ich auch, ob ich schon einmal beim Schwimmen seekrank geworden bin. Auf dem Weg zur Boje 2 fragte ich mich, warum wir nicht von Poel aus gestartet sind, wenn uns auch auf dem Weg 80cm hohe Wellen direkt ins Gesicht prallen. Zwischen Boje 3 und 4 war ich mir ziemlich sicher, dass das Rennen jetzt wegen des immer schlechter werdenden Wetters abgeblasen wird. Die Kälte spürte ich schon lange nicht mehr, ich war zu sehr mit der Atmung beschäftigt. Ein Schluck Salzwasser reichte, mehr musste es nicht werden. Bei all den Überlegungen waren mir auch die vielen Quallen egal, die ich zwar sah, aber auf der ausgekühlten Haut nicht mehr spürte. Ich war eher verwundert, dass ich nicht das Gefühl hatte, meine Kraft würde mich irgendwann verlassen oder weniger werden.

Zwar hatte ich den Gedanken aufzuhören, zumindest bis Boje 3, aber nur, weil ich es echt ungemütlich fand. Nachdem wir eine gefühlt unendliche Zeit parallel zum Ufer in ca. einem Kilometer Abstand schwammen, durften wir die Richtung wechseln und es ging rein in die Bucht nach Hohen Wieschendorf. Einen kurzen Moment brauchte ich, um nun die von hinten kommenden Wellen optimal zu nutzen und förmlich auf ihnen zum Ziel zu surfen.

Noch ungefähr 200m bis zum Strand, man sah schon den Zielbogen und die Strandkörbe. Das bis dahin fast saubere Wasser zeigte sich nun von der unschönsten Seite. Sand wurde aufgewirbelt und vermischte sich mit Algen und Quallen zu einer undurchsichtigen Suppe. Nun hieß es nur noch durchhalten und beißen – im besten Fall nicht auf eine Qualle.

Endlich angekommen empfand man auch die steife Brise nicht als kalt. Zwei große Becher Tee wärmten schön von innen. Tobias war natürlich schon lange vor mir im Ziel und bereits umgezogen. Leider wurde aus Hygienegründe auf das Duschzelt verzichtet und wir konnten nur unseren Meeresbehang mit den Handtüchern abwischen.

Schnell raus aus den nassen Sachen und rein in die lange Hose und den dicken Pulli. Mütze auf und einen Blick auf die Ergebnisse werfen.

Einerseits waren wir stolz, dass wir jeweils in unserer AK den 3. Platz belegt hatten, aber dadurch hieß es, auf die Siegerehrung warten. Diese wurde sehr schnell und unbürokratisch durchgeführt, da es natürlich wieder anfing stärker zu regnen.Aufruf, Glückwunsch, Medaille, Flasche Sekt, Foto. Das Ganze 2x. Ab zum Auto und einmal mehr die Heizung hochgedreht.

Tobias bezwang die kalte Ostsee in 01:04,22, ich in 01:07,43 und ich finde, wir können gerade unter diesen widrigen Bedingungen, mächtig stolz auf uns sein!

Nun liegt nur noch ein letzter Freiwasserwettkampf vor uns. Diesmal im Chiemsee. Zumindest rechnen wir dort mit wenig bis gar keinen Wellen und was wir sicher wissen: kein Salzwasser, keine Quallen.

Eure Angi