Wer schwimmt wie… – professionelle Videoaufnahmen zur Technikanalyse

Beharrlich erreichen mich in regelmäßigen Zeitabständen Mails oder Anrufe von Roman Boxberger, der als Sportwissenschaftler seit 2006 Athleten aus verschiedenen Sportarten in der Leistungsdiagnostik betreut und viele Aktionen zur Trainingsanalyse anbietet. Dazu zählen Bewegungsanalyse / Technikanalyse, Sprungkraftmessung, Kontaktzeitmessung bei Absprüngen (z.B. Startsprung), Atemgasanalyse (Spiroergometrie) und Herzfrequenzmessung zur Bestimmung der Ausdauerleistung, Blutlaktatmessung und Herzfrequenzmessung zur Bestimmung der Ausdauerleistung, Körperfettmessung (BMI, Anteil der Skelettmuskulatur, Körperfett), Geschwindigkeits- und Beschleunigungsmessung mit Lichtschrankensystem sowie Wettkampfanalysen. Ja, da kann einem ganz schwindlig werden, was man alles so analysieren kann…!

Da ich aus der Zusammenarbeit während meiner Tätigkeiten für den Berliner Schwimm-Verband gute Erfahrungen machen konnte, haben wir einen Termin für eine erste Technikanalyse per Videoaufnahme im PSV-Mastersteam nicht aus den Augen verloren und uns für den April 2024 verabredet. Ist ja immer alles nicht so einfach- geeignete Wasserfläche akquirieren, allgemeine Terminproblematik lösen, Leute motivieren… Zum 20. April sollte alles passen, in der Traglufthalle eine Außenbahn während unserer Trainingszeiten und neun neugierige Wettkampfdelphine, die sich in allen vier Schwimmlagen den Kameras stellten.

Wir haben schnell mitbekommen, dass die jeweils knapp 25m Richtung Startblock mit Wende und Rückweg recht anstrengend wurden, schließlich sollte jeder mit angezogenem Tempo seine eingefleischte Technik präsentieren. Während wir also schon mal nach Luft schnappten, hatte Roman keinen leichteren Part: er absolvierte ein nicht unerhebliches Laufpensum am Beckenrand und brachte für jeden Delphin entsprechend die Kamera über und unter Wasser in Position. Aufgenommen wurden die verschiedenen Lagen von der Seite im Über- und Unterwassermodus sowie danach von vorne, auch über und unter Wasser. Abschließend testeten wir noch ganz kurz Starts und Wenden, wobei man diesen ganz sicher einen gesonderten Termin widmen sollte, um auf Feinheiten im Absprung und der Unterwasserübergangsphase in die Schwimmlage einen Fokus zu legen.

Nach fast drei Stunden war alles „im Kasten“, wir etwas ausgelaugt und auch Roman zeigte sich erschöpft. Die Traglufthalle mit dem Edelstahlbecken erwies sich als vorteilhaft, da durch die Lichteinfälle und Reflexionen die Aufnahmen schön hell und deutlich wurden.

Jetzt lag der weitere zeitraubende Arbeitsanteil bei Roman, alles zusammenzuschneiden und aufzubereiten. Auch für Jörg und mich ging die Arbeit dann weiter: alles per Mail verteilen und natürlich schon mal mit einem Trainerauge die einzelnen Auffälligkeiten bei der Gesamtheit der Aufnahmen herauspicken.
Jeder erhielt nach angemessener Arbeitszeit einen Zugang zu seinen persönlichen Aufnahmen mit sehr interessanten zusätzlichen Features wie Zeitlupen- und Synchronversion (Über-/Unterwasser).

Wir fanden in der letzten Sommerferienwoche einen Termin, um uns gemeinsam die Aufnahmen ein erstes Mal anzuschauen. So ging es mit Leinwand und Beamer in unsere Vereinsräume in der Kirchstraße und da nicht alle Filmdelphine zusagen konnten, blieben auch noch ein paar Plätze für interessierte Trainingsdelphine. Das Material ist so umfangreich, dass wir mit Sicherheit noch weitere Filmdates folgen lassen können… Für das erste Herausarbeiten von Technikfehlern beim Delphin- und Rückenschwimmen vergingen zwei Stunden schnell und bei so viel Input erschöpft sich nach gewisser Zeit auch die Aufnahmefähigkeit – aber das Gezeigte ist mehrheitlich sehr gut angekommen und ruft nach Wiederholung bzw. Weiterverfolgung. So werden vielleicht einige von uns bei den kommenden Trainingseinheiten schon mal an den „hohen Ellbogen“, den schmaleren Armzug, die weniger angewinkelten Knie oder eine optimierte Kopfhaltung denken?! Uns hat es jedenfalls Spaß gemacht und wir behalten mal die Optionen im Auge

Jörg und Sabine