Norddeutsche Mastersmeisterschaften 2024 in Berlin – Comeback von Andreas Tschacher

Da stehe ich nun wieder am Startblock… vor mir die elend lange 50m Bahn. Das letzte Mal war ich in dieser Situation Ende 2019. Seitdem bin ich dem Schwimmbecken aus gesundheitlichen Gründen ferngeblieben, auch begünstigt durch die Einschränkungen der Corona Zeit. Allerdings will ich hier dann doch darauf hinweisen, dass aus der Erkenntnis heraus, zumindest das Tragen der Maske im Wasser ungünstig ist und diese in der Badetasche bleiben durfte.
Ende letzten Jahres schloss ich mich dann wieder der Freizeitschwimmgruppe an. Nach den ersten Bahnen wollte ich schon wieder nach Hause gehen. Die Technik und Wasserlage stimmten noch, aber die fehlende Kraft und Luft war einfach noch nicht einmal am Horizont erkennbar.
Ganz allmählich wurde es besser und so kam es, dass mich Sabine mit einem Augenzwinkern fragte, ob ich mir vielleicht vorstellen könnte, bei den Norddeutschen Meisterschaften hier in Berlin 50m Kraul zu schwimmen… so als Test.
Und so stehe ich nun vor dem Startblock in der Landsberger Allee, bin nervös, habe diese frühe Zusage schon bereut. Mir geht alles Mögliche durch den Kopf, dabei habe ich plötzlich eine Situation eines Schwimmwettkampfes vor vielen Jahren in Dresden vor Augen, die mich fast wieder ein wenig grinsen ließ… –

Es war die Zeit, in der fast jeder in diesen Ganzkörperschwimmanzügen an den Start ging. Irgendwann fühlte ich mich benachteiligt und kaufte mir so eine zweite Haut, die ja schneller machen sollte. Ich hatte mich für 200m Kraul gemeldet und zog nun zum ersten Mal diesen Anzug an, allerdings erst nur bis zur Hüfte. Beim Aufruf zum Start half man mir, mich in den Rest des Anzuges zu zwängen. Da gab es einen Aufschrei meiner Helfer.
Ich hatte den Anzug falsch herum an, d.h. die Innenseite war außen und all die weißen Etikettenfähnchen mit den Pflegeanweisungen, Made in… etc. flatterten aufgereiht an der Seite des Anzuges. Um mich herum gab es Rufe und Bemerkungen wie „so kannst du nicht an den Start gehen“ oder „das sieht ja bescheuert aus!“ Ich musste aber, keine Zeit mehr zum Umziehen. Die Blicke meiner Kontrahenten am Start waren vielsagend bis argwöhnisch. Vielleicht schwirrten da Gedanken durch ihre Köpfe mit der Frage, ob nicht diese Art des Tragens des Anzugs eine neue Finesse ist, um schneller zu sein. Es war aber das Gegenteil, es hat gebremst und ich war froh anzukommen… –

Nun kam das Signal zum Start. Ich hatte mir vorgenommen, nicht „all in“ zu gehen, d.h. hektisch zu schwimmen, sondern ohne Einbußen anzukommen. Und das gelang mir… fast. Ich glaubte, mit dem letzten ausgreifenden Armzug anschlagen zu können. Ich hatte mich verschätzt, es fehlte noch ein Stück. Jetzt wurde es doch hektisch… mit welcher Hand anschlagen, das alles bedeutete Zeitverlust.
Von außen betrachtet passte hier der von Sabine oft energisch zitierte Spruch: „das Rennen ist erst beendet, wenn du angeschlagen hast!“ (Anmerkung der Trainerin: …die Wand kommt nicht auf dich zu, du musst sie schon anschwimmen…)

Obwohl es ein erster ,vielleicht aber auch zu früher „Versuch“ war, bin ich unzufrieden aus dem Wasser gestiegen.
„Schaun mer mal“, ob mich diese Unzufriedenheit nochmal auf den Startblock bringt…

Andreas Tschacher

Unsere Erfolgsbilanz:

Wir haben zwei Norddeutsche Meisterinnen: Annett Schwabe (AK50) über 400m Lagen und 200m Schmetterling und Sabine Schulz (AK55) über 200m Schmetterling!

Silbermedaillen gewannen:

  • Annett Schwabe (AK50) über 200m Brust
  • Jörg Franzke (AK65) über 100m Rücken, 200m Schmetterling, 400m Lagen und 200m Rücken
  • Katharina Schmidt (AK35) über 100m Brust, 200m Brust und 200m Rücken
  • die 4x50m Lagen-Staffel 160+ mit Sabine Schulz, Katharina Schmidt, Sophie Hanßen und Annett Schwabe

Bronze ging an:

  • Andreas Tschacher (AK80) über 50m Freistil
  • Jörg Franzke (AK65) über 200m Lagen und 200m Brust
  • Katharina Schmidt (AK35) über 100m Rücken
  • Maik Dybiec (AK30) über 200m Lagen und 200m Rücken
  • Sabine Schulz (AK55) über 200m Rücken

Unser Team wurde komplettiert durch Gary Sattler und Niklas Schiller (beide AK30), so dass wir auch eine Männerstaffel über 4x50m Lagen in der AK 160+ aufstellen konnten, die mit einem 5. Platz aus dem Becken stieg.
Es waren aufgrund der zahlreichen Meldungen zwei lange Wettkampftage am 9. und 10. März mit insgesamt 2328 Starts plus 277 Staffeln; 121 Vereine aus den 8 teilnahmeberechtigten norddeutschen Bundesländern brachten 683 Aktive in die Berliner SSE, die Tribüne glich schnell einem Zeltlager…
Nicht nur unser Trainingsbecken sorgte für „heimische Gefühle“, sondern so mancher Start von uns wurde auch von unseren Aktiven in Weiß Angi und Axel begutachtet – das Berliner Kampfgericht machte einen guten Job über Stunden!
Wir sind gespannt, wohin es uns im nächsten Jahr verschlägt zu den Norddeutschen Mastersmeisterschaften 2025… und Annett wünscht sich sicher, dass sie nicht wieder ihren Geburtstag in der Schwimmhalle verbringen wird.